Bei gutem Wetter fand im festlich erleuchteten Pfarrgarten der Kirche St. Lullus die diesjährige Veranstaltung "Literatur am Kichplatz" statt. Interessante Literatur und ansprechende Musik „open air“ an einem lauschigen Sommerabend in Bad Hersfeld – nach der Konzeption der alljährlichen Veranstaltungsreihe des Bistums Fulda „Literatur am Kirchplatz“ mit besonderen Lesungen, begleitet von Musik. Die ausgewählte Literatur steht in diesem Jahr unter dem Motto „Spuren des Religiösen“, und wurde vom Leseplatz vor der Sakristeitür vorgetragen. 

Das Duo "Zweiklang" (Andreas Kammandel und Norbert Wesp) gestaltet den Abend musikalisch. Die Moderation übernahmen Dr. Martin Nitsche und Mechthild Struß.

Rund 50 Personen nahmen an der Lesung im Pfarrgarten teil, dessen Stimmung mit zunehmender Dunkelheit immer festlicher wurde.

Der aus seiner Hersfelder Zeit bekannte Pfarrer i.R. Peter Borta las aus dem Buch "Die Glocke im See" von Lars Mytting das Kapitel mit der Auseinandersetzung der Bauerstochter Astrid Hekne mit dem Pfarrer Kai, die gegen den Verkauf der Mittelalterlichen Stabholzkirche nach Deutschland ist, besonders wegen der sagenumwobenen Zwillingsglocken. Es entsteht eine tragische, schicksalsschwere Beziehungskiste um Liebe und Heimat, da Astrid auch den Architekturstudenten Gerhard Schönauer, der 1880 den Abbau der Kirche überwachen soll, interessant findet. 

Danach las Frau Karina Schnaar aus dem Buch "Zwei Wochen im Juni" von Anne Müller. Zwei sehr verschiedene Schwestern, Ada und Toni, nehmen sich nach dem plötzlichen Tod ihrer Mutter zwei Wochen Zeit, um das Elternhaus zu räumen und den Verkauf vorzubereiten. Viele Erinnerungen tauchen auf und bringt die Schwestern dazu, ihre Gegenwart zu hinterfragen und sich auf neue Wege zu machen. 

Nach einer kurzen Pause am Büchertisch, den die Hoehlsche Buchhandlung (City Galerie Bad Hersfeld) unterstützte, ging es nun vollends im Licht der Kerzen und Lichterketten weiter.

Prof. Dr. Ardawan Rastan las aus dem Buch "Der Gesang der Flusskrebse" von Delia Owens das Kapitel vor, wo der Bruder wieder bei Kya Clark auftaucht und sie sich an die Gewalt des Vaters und das Auseinanderfallen der Familie erinnert. Die berührende Geschichte von Kya, dem Marschmädchen, von der Zerbrechlichkeit der Kindheit und der Schönheit der Natur hat den 1. Platz der (Spiegel) Bestseller. 

Die Geschichte der Augsburger Puppenkiste, die sich vor 60 Jahren mit Jim Knopf im Fernsehen in die DNA dieses Landes einspielte, erzählt Thomas Hettche in seinem Buch "Herzfaden, Roman der Augsburger Puppenkiste" poetisch genau. Anja van Horrick las das Kapitel, wo Tochter Hatü ihrem Vater Walter Oehmichen überzeugt, mit dem Stück  "Der kleine Prinz" des französischen Autors Antoine de Saint-Exupéry etwas Neues wagen. 

Großer Schlussapplaus für alle mit freudiger Erwartung der "Literatur am Kirchplatz 2022".

(Johannes van Horrick)