Das Veranstaltungsformat "Literatur am Kirchplatz" wurde zum ersten mal zum Hessentag von dre katholischen Gemeinde St. Lullus, Bad Hersfeld, Kirchheim und Niederaula veranstaltet. So wurde zum 7. mal in den Pfarrgarten am Seilerweg eingeladen. Witterungsbedingt fand die Veranstaltung aber in der Bücherei statt.
Umrahmt von Musik am Klavier und Orgel durch den Regionalkantor Ludwig Zeisberg, Eschwege führten Frau Mechthild Struß und Monsignore Bernhard Schiller durch das Programm und stellten die jeweiligen Werke kurz vor. Frau Anna Mawick, Leiterin des Landwirtschaftzentrums Eichhof, laß aus dem Buch "22 Bahnen" von Caroline Wahl vor: Tildas Tage sind strikt durchgetaktet: studieren, an der Supermarktkasse sitzen, sich um ihre kleine Schwester Ida kümmern und an schlechten Tagen auch um die Mutter. Zu dritt wohnen sie im traurigsten Haus der Fröhlichstraße in einer Kleinstadt, die Tilda hasst. Ihre Freunde sind längst weg, leben in Amsterdam oder Berlin, nur Tilda ist geblieben. Denn irgendjemand muss für Ida da sein, Geld verdienen, die Verantwortung tragen. Nennenswerte Väter gibt es keine, die Mutter ist alkoholabhängig.
22 Bahnen ist eine raue und gleichzeitig zärtliche Geschichte über die Verheerungen des Familienlebens und darüber, wie das Glück zu finden ist zwischen Verantwortung und Freiheit.
Herr Professor Dr. Ardawan Rastan, Abteilungsdirektor Herzchirugie an der Uni-Klinik Marburg stellte die "25 letzten Sommer" von Stefan Schäfer vor: Das Buch erzählt die berührende Geschichte zweier Männer, die sich zufällig treffen und über die großen Fragen des Lebens nachdenken. Der Erzähler dieser Geschichte führt ein gehetztes Leben, das er als endlose To-do-Liste empfindet; Karl hingegen sortiert Tag für Tag Kartoffeln - und denkt nach. Als Karl seinen Gast mit der Tatsache konfrontiert, dass ihm noch ungefähr 25 Sommer bleiben, beginnen beide ein Gespräch über die großen Fragen des Lebens.
Nach einer kurzen Pause bei Brezen und Wein wurde von Frau Irene Riedel, katholische Gemeindereferentin in der Klinikseelsorge aus dem Buch "Zur See" von Dörte Hansen entscheidende Kapitel vorgelesen: Die Fähre braucht vom Festland eine Stunde auf die kleine Nordseeinsel, manchmal länger, je nach Wellengang. Hier lebt in einem der zwei Dörfer seit fast 300 Jahren die Familie Sander. Drei Kinder hat Hanne großgezogen, ihr Mann hat die Familie und die Seefahrt aufgegeben. Nun hat ihr Ältester sein Kapitänspatent verloren, ist gequält von Ahnungen und Flutstatistiken und wartet auf den schwersten aller Stürme. Das Buch handelt vom Wandel einer Inselwelt, von alten Gesetzen, die ihre Gültigkeit verlieren, und von Aufbruch und Befreiung.
Zuletzt war das Buch "Pi mal Daumen" von Alina Bronsky, gelesen von Karsten Vollmar, Schulleiter der Gesamtschule Schenklengsfeld, an der Reihe: Sie begegnen sich zum ersten Mal in einer Vorlesung: Der hochbegabte Oscar ist 16, hat einen Adelstitel und ist noch nie mit der U-Bahn gefahren. Moni Kosinsky hat drei Enkel, mehrere Nebenjobs und liebt knalligen Lippenstift und hohe Absätze. Sie ist fest entschlossen, sich heimlich den Traum von einem Mathe-Studium zu erfüllen. Bald verbindet die beiden Außenseiter eine Freundschaft, die niemand für möglich gehalten hätte. Ein leichtfüßiger, raffinierter, tragikomischer Roman über eine schillernde Heldin und eine ungewöhnliche Freundschaft, die weit über Fragen nach der vierten Dimension und schlechtes Mensa-Essen hinaus durchs Studium und Leben trägt.
Die 40 Teilnehmer bedankten sich mit großem Applaus und traten über den mit Kerzen geschmückten Vorplatz den Heimweg an.
Bilder:
Kerze auf dem Vorplatz
Lesepult
Frau Mawick
Herr Prof. Dr. Rastan
Frau Riedel
Herr Karsten Vollmar
Herr Zeisberg am Klavier
Dank an Vorleser und Musiker durch Frau Struß (Herr Rastan musste noch zu einem Termin)
Bilder: Johannes van Horrick